Details
Jürgen Messensee (hs art)
Wien 1936 *
Ohne Titel / untitled
Öl und Ölkreide auf Leinwand / oil and oil crayon on canvas
263 x 479 x 3,5 cm
1985
links oben signiert und datiert: Messensee 85
Nach Auskunft des Künstlers repräsentiert das Werk einen Marktwert von zumindest € 200.000 bis 300.000.
Provenienz / provenance: Privatbesitz Wien
Wer über Jürgen Messensee spricht, spricht über Bilder von Frauen abseits der Norm. Wenn der Maler den weiblichen Körper – allein oder verdoppelt, einheitlich oder fragmentiert, emotional oder rational, expressionistisch oder symbolistisch – ins Bild setzt, will er ihn nicht begreifen, er möchte von ihm ergriffen sein. Die Frau als Mensch und Zeichen, als Wesen und Ding, als Kopf und Mund erfüllt seine Bilderwelt. Das provoziert, je nach Geschlecht, die unterschiedlichen Rezeptionen seiner Werke…. Es liegt nahe, Messensees Malerei das Etikett „Weiblichkeit“ zuzuordnen. Gleichzeitig haftet dem etwas Absurdes an, da der Maler nie behaupten würde, dass er als Mann seine persönlichen Erfahrungen in die Bilder einbringt. Messensee malt auch nicht als Mann oder in der Absicht, Herr über seine Motive zu sein oder sie gar zu beherrschen. Er malt als Mensch, als ein Künstler, der sein eigenes Empfinden so mit dem Bild verknüpft, dass Geschlechtszuweisungen unzulässig werden. Den entgegengesetzten Interpretationen von männlichem und weiblichem Ausdruck wird hier eine dritte Lektüre hinzugefügt. Die These lautet: Der Künstler pflegt einen Doppelblick, wie ihn Goethe im „West-östlichen Divan“ (1819) anspricht: „Niemand kann sich glücklich preisen, der des Doppelblicks ermangelt.“ Der Doppelblick kann für die „regulierende Funktion der Gegensätze“ (C. G. Jung) stehen oder dafür, dass „alles einmal in sein Gegenteil hineinlaufe“ (Heraklit). Messensees Doppelblick sucht nicht nach psychologischen Daseinserklärungen. Er sieht die Dinge durch ihren Gegensatz entstehen – als Wechselspiel des Dialogs. (Paolo Bianchi, gekürzt)