Details
Otto Zitko (hs art)
Linz 1959 *
Ohne Titel / untitled
Öl auf Aluminium, Kunststoff beschichtet / oil on aluminium, laminated plastic
218 x 149,5 cm
2002
rückseitig ligiert signiert und datiert: Zi 2002
Ähnliche Arbeiten aus dem Jahr 2002 sind auf der Homepage des Künstlers unter www.ottozitko.com abgebildet.
Literatur / literature: vgl. “Otto Zitko. Retroprospektiv” LENTOS Kunstmuseum Linz, (Ausstellungskatalog 07.06.-15.09.2019) Hrsg. Hemma Schmutz, LENTOS Kunstmuseum Linz / Ingeburg Wurzer, Atelier Otto Zitko Wien, Jovis Verlag Berlin 2019
Provenienz / provenance: Privatsammlung Steiermark
Otto Zitkos Kunst ist anzumerken, wie schwer es ihr fällt, den Gegenstand aus dem Graphismus gebären zu lassen. Zitko will möglichst lange im Dunkel des Graphischen ausharren. Er will in der Nähe des Ursprungs des Graphischen bleiben und verzögert die Geburt des Gegenstands bis zur Verweigerung. Wer so wie Zitko den programmierten Prozeß vom Graphischen zum Gegenstand stört, immer wieder zur graphischen Quelle zurückkehrt und nur auf verwickelten, komplizierten Umwegen zum Gegenstand kommt, widersetzt sich nicht nur, sondern setzt sich auch zur Wehr. Wer den Gegenstand ungeboren lassen will, widersetzt sich der osteo-muskulären Ausstattung der Hand und damit der technisch-mechanischen Gestik. Er will die Geste vom Werkzeug befreien, die Hand von ihren mechanischen Merkmalen. Daher rührt das Nervöse, Nervige, Infantile, Ungekonnte, Unbeherrschte, Psychopathische von Zitkos Graphismus, weil er sich nicht unterwerfen will – nicht der Glätte der technischen Gestik, nicht der Mechanik eines osteo-muskulären Werkzeuges, nicht dem Gegenstand und nicht der Gesellschaft. Wer das Greifen nach dem Gegenstand angreift, verweigert die Reduktion des Graphischen und will die Geste weiterentwickeln, über das Mechanische hinaus ins Spirituelle, sucht Zustände der Ergriffenheit. Die Corrida des Graphischen hat als Tod den Gegenstand und als Sieg die Ergriffenheit, und Zitko will leben, auch wenn der Lebenswille schon beim Schreiben des 2. I absackt. Wer den Gegenstand ungeboren lassen will, den Zustand des Ungeborenen sucht, will nur scheinbar das Sterben lernen, in Wahrheit aber ein anderes Leben als das vergegenständlichte, kommerzialisierte, mechanische, verengte und begrenzte Leben finden, das ihm die Gesellschaft vorsetzt. Sein rhythmischer Graphismus sind daher Beschwörungsformeln, ihn über den Ursprung des Graphischen in einen ursprünglichen Zustand (der Ekstase, der Freiheit) zu versetzen. (Peter Weibel)