Details
Herbert Boeckl *
(Klagenfurt 1894 – 1966 Wien)
Vier Töchter des Künstlers
Öl auf Leinwand
122,5 x 143 cm
1929
WV.Nr.: 168 (Herbert Boeckl, Frodl 1976)
WV.Nr.: 173 (Herbert Boeckl, Belvedere 2010)
rückseitiges handschriftliches Etikett: Herbert Boeckl “Vier Töchter des Künstlers 1930” Öl a. Lwd. 122,5 x 143 cm
Bes.: Maria Unger Wien, Frodl WV 168; Etikett der Kunsttrans; Etikett der Österreichischen Galerie, Inventarnummer Lg 484, Etikett Boeckl Nachlass Nr. 103
Dargestellt sind von links nach rechts: Martina, Charlotte, Maria (hinten), und Felicitas
Literatur: abgebildet im Katalog Herbert Boeckl Retrospektive (Belvedere Wien), Verlag Biblothek der Provinz, Wien, 2009, S. 358.
abgebildet im Katalog Frodl, Gerbert: Herbert Boeckl, Residenz Verlag, Salzburg, 1976, S. 188.
Herbert Boeckl wurde 1894 in Klagenfurt geboren. Schon sehr früh zeigten sich seine Begeisterung und sein Talent für das Malen und Zeichnen. 1912 bewarb er sich an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wurde aber abgelehnt. Er entschloss sich, stattdessen Architektur zu studieren, gab aber sein Ziel, Künstler zu werden, nie auf. Durch Adolf Loos kam er mit dem Kreis um Egon Schiele, Carl Moll und Oskar Kokoschka in Kontakt.
1914 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und verbrachte die Jahre bis 1918 an der italienischen Front. Nach dem Krieg gab er sein Architekturstudium endgültig auf und bezog ein kleines Atelier in Klagenfurt. Dort entdeckte Egon Schiele ein Porträt, das ihn so begeisterte, dass
er Boeckl dem renommierten Wiener Kunsthändler Gustav Nebehay empfahl. Ein mit diesem geschlossener Vertrag sicherte Boeckl in den ersten Jahren seiner künstlerischen Karriere wirtschaftlich ab.
1919 heiratete er Maria Plahna, die Jahre lang sein bevorzugtes Aktmodell blieb. Weil die Öffentlichkeit in Klagenfurt anhaltend negativ auf seine Kunst reagierte, übersiedelte die Familie nach Wien. Bei den Sommeraufenthalten in Kärnten inspirierte die Schönheit der Berge und Seen den Künstler zu zahlreichen Landschaftsbildern. Boeckl unternahm aber auch Reisen nach Sizilien und lebte eine Zeitlang in Paris und Berlin.
1927 fand Herbert Boeckls erste große Einzelausstellung in der Secession statt. Die Österreichische Galerie kaufte mehrere Bilder. 1934 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis und wurde im Jahr darauf Professor an der Akademie. Während des Zweiten Weltkriegs zog sich der Künstler vom öffentlichen Kulturbetrieb völlig zurück und arbeitete in der künstlerischen Isolation. Es gab in dieser Zeit nicht eine Ausstellung.
1945 wurde Boeckl zum Rektor der Akademie ernannt. Der „Abendakt“, den Herbert Boeckl von 1939 bis 1966 leitete, wurde für alle Schüler der Meisterklassen zur Verpflichtung und erlangte legendäre Bedeutung. Boeckl wurde mit Ehrungen und Auszeichnungen überhäuft und repräsentierte Österreich 1950 bei der Biennale in Venedig. Ab 1952 arbeitete er am großen Fresko in der Engelkapelle in Seckau. 1966 starb Herbert Boeckl an den Folgen eines Gehirnschlags.
Klaus Albrecht Schröder, der Direktor der Albertina, schrieb über ihn: „Mit seinem großartigen Frühwerk hat er die österreichische Malerei aus der Stagnation des Expressionismus herausgeführt und sie mit seinem Spätwerk von der vom Ständestaat und Nationalsozialismus aufgezwungenen Provinzialität befreit. Er war in der ersten als auch zweiten Republik die Identifikationsfigur für die heimatlichen Künstler schlechthin. Sein Beitrag zum intellektuellen und kulturellen Wiederaufbau Österreichs nach dem zweiten Weltkrieg ist kaum hoch genug einzuschätzen.“