Details
Arnulf Rainer
Baden 1929 *
Ohne Titel / untitled
Öl und Ölkreide auf Papier / oil and oil pastels on paper
45 x 62 cm
1977
rechts unten signiert, datiert und monogrammiert: A. Rainer 77 A.R.
Literatur / literature: vgl. “Arnulf Rainer” Hrsg. Andrea Madesta, Museum Moderner Kunst Kärnten in Kooperation mit dem Essl Museum Klosterneuburg (Ausstellungskatalog 28.11.2008-15.02.2009), Verlagsges.mb.H. Snoeck Köln 2009, S. 67, 83
Provenienz / provenance: Privatsammlung Wien
Mitte der 1960er Jahre experimentierte Arnulf Rainer mit Drogen. Gleichzeitig beschäftigte er sich intensiv mit der Kunst von Geisteskranken (er besitzt eine überaus bedeutende Art Brut Sammlung) und entwickelte daraus eine halluzinative Arbeitsweise. In dieser Phase griff er auf seine figurativen, surrealistischen Anfänge zurück, aber auch auf die mit den Übermalungen gewonnenen Erfahrungen.
1966 wurde Arnulf Rainer mit dem österreichischen Staatspreis für Graphik ausgezeichnet, das 20er Haus organisierte bald darauf eine erste große Retrospektive seiner Arbeiten.
1968 fertigte Arnulf Rainer Grimassen-Fotos an, die er übermalte. Die Grimassen und die Werke der Art Brut eröffneten ihm ein weites Feld neuer Ausdrucksmöglichkeiten. „Die Gesichter, die ich früher zeichnete, hatten alle unmögliche Falten, falsche Furchen, erfundene Akzentuierungen. Sie fehlten mir auf den Fotos. Als ich sie auf die Wangen pinselte und damit spazieren ging, fühlte ich mich als neuer Mensch (…). Erst als ich begann, die Fotos meiner mimischen Farcen zeichnerisch zu überarbeiten, entdeckte ich etwas Überraschendes: Lauter neue, unbekannte Menschen, die in mir lauerten, die aber meine Muskeln alleine nicht formulieren konnten.“ (Arnulf Rainer)
Rainer näherte sich mit dieser Vermischung graphischer und schauspielerischer Ausdrucksformen dem
Wiener Aktionismus an, ohne der Gruppe um Hermann Nitsch, Günter Brus, Otto Mühl und Rudolf Schwarzkogler je anzugehören. Über die Unterschiede war er sich völlig im Klaren: „Die Aktionisten haben versucht, Inhalte, die latent vorhanden waren, in einer Sprache des Theatralischen und durch gewisse Abläufe zu explizieren. Dabei haben aber die Körperhaltung und die Körperformen eine sehr untergeordnete Rolle gespielt. Für sie waren die Materialien und der Umgang damit etwas sehr Wesentliches. Für mich ist das Material eigentlich sekundär, ich arbeite jetzt überhaupt ohne irgendwelche Dinge (…). Es kommt mir lediglich auf die physisch-körperliche Expression an.“ (Arnulf Rainer)