Details
Alfons Walde
(1891 Oberndorf bei St. Johann in Tirol – 1958 Kitzbühel)
Nach der Vesper
Öl auf Karton
28 x 29 cm
1913
links unten monogrammiert und rückseitig betitelt und zwei Mal nummeriert: AW Nach der Vesper 27 17
rückseitiger Notizzettel: ALFONS WALDE Kitzbühel Tirol Austria Titel: Nach der Vesper anno: 1913 Nr. 27
Provenienz: Galerie Klewan Wien, Privatbesitz München, Privatbesitz Niederösterreich
Alfons Walde wurde am 8. Februar 1891 als Sohn des Lehrers Franz Walde und seiner Frau Maria (geb. Ritzer) in Oberndorf in Tirol geboren. 1892 übersiedelte die Familie nach Kitzbühel, wo Alfons Vater eine Stelle als Schulleiter annahm. Auf der Realschule in Innsbruck, die Alfons Walde 1910 mit ausgezeichnetem Erfolg abschloss, zeigte sich zum ersten Mal sein künstlerisches Talent.
Von 1910 bis 1914 studierte Walde an der Technischen Hochschule in Wien. Daneben malte und zeichnete er aber permanent – in weichen, warmen Aquarelltönen hielt er Bauerngehöfte, Felder und Gärten fest. Seine Bilder stellte er erstmals 1911 und 1913 in der Buchhandlung Czichna und in der Wiener Secession aus. Zwischen 1914 und 1918 diente er als Einjährig-Freiwilliger bei einem Landesschützenregiment; seine Einsatzgebiete waren Südtirol und Bosnien. Er wurde mehrfach ausgezeichnet.
1917 kehrte er als Leutnant der Kaiserschützen aus Bosnien zurück und nahm 1918 sein Studium wieder auf. Neben den Landschaftsdarstellungen des winterlichen Kitzbühel und Genreszenen wie „Jahrmarkt in Kitzbühel“ oder „Kirchgang“ entstanden in dieser Zeit viele Akte. 1920 stellte er erstmals nach dem Krieg wieder aus.
1925 heiratete er Hilda Lackner aus Kitzbühel. Im selben Jahr nahm er an der Biennale Romana in Rom teil und erhielt den Preis der Julius-Reich-Künstlerstiftung.
Bald ließ er seine Bilder in seinem eigenen Verlag auch als Poster und Postkarten drucken und vermarktete seine Kunstwerke in der breiten Öffentlichkeit. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratete Walde 1930 Lilly Walter. Er entwarf sein erstes offizielles Tirol-Plakat, das Kitzbühel weltweit zu einem Synonym von Winter und Wintersport machte. 1940 heiratete er zum dritten Mal.
Ab 1946 widmete er sich intensiv seiner Arbeit an Architekturprojekten. Am 11. Dezember 1958 erlitt der schon lange herzkranke Walde im Haus seiner Schwester einen Herzinfarkt und starb.
Walde selbst hat 1923 den Kunstverlag Alfons Walde gegründet, der seine beliebtesten Bilder als Postkarten und später auch als Kunstdrucke vertrieb. Die am meisten gefragten Motive malte er selbst in vielen Exemplaren. „Diese gesteigerte Bildproduktion brachte ihm neben dem Vorwurf des Massenmalers aber auch eine weite internationale Popularität.“ (Günther Moschig in Walde 2005, S. 160). Außerdem entstanden schon ab 1930 zahlreiche unautorisierte Kopien, Nachahmungen und Fälschungen, gegen die Walde gerichtlich vorging, die aber bis heute den Markt irritieren.
Wenig bekannt war lange Zeit, dass Walde auch ein reiches erotisches Werk mit zahlreichen Aktbildern geschaffen hat, die teilweise erst in jüngster Zeit veröffentlicht wurden. Erst 2014 wurden etwa viele erotische Fotografien Waldes im WestLicht – Schauplatz für Fotografie erstmals ausgestellt.
Der große Erfolg Alfons Waldes gründet aber vor allem darin, dass er als der Schneemaler schlechthin gilt. Kitzbühel wäre ohne seine Bilder von Schifahrern auf den Almen rund um den Wilden Kaiser nicht das Kitzbühel, das jedermann kennt, Tirol nicht das weltweit bekannte Wintersportzentrum, mit dem dieser ehemals bitterarme Landstrich reich geworden ist.
„Der Künstler darf die Natur nicht kopieren, sondern soll die Elemente der Natur nehmen und daraus ein neues Element schaffen.“ (Zitat von Paul Gaugin, aus dem Tagebuch von Alfons Walde)