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Otto Mühl
Grodnau 1925 – 2013 Moncarapacho
Ohne Titel (Weiblicher Akt)
Mischtechnik und Collage auf Linoleum
1987
94 x 82 cm
Provenienz: Privatsammlung Wien
Literatur: Ausstellungs-Katalog “Amor Psyche Aktion – Wien. Das Feminine im Wiener Aktionismus”, Julius Hummel, Karl Iro Goldblat, Pilar Parcerisas (Hrsg.) u.a., für DOX Centre for Contemporary Art in Prague, Nürnberg 2012, Abb. S. 162
Otto Mühl studierte ab 1953 an der Akademie der bildenden Künste. Daneben arbeitete er als Zeichenlehrer und Maltherapeut in einem Kinder-Therapieheim. 1961 wandte er sich von der Malerei ab und begann, Leinwände aufzuschlitzen, Objekte einzuarbeiten und Gebilde aus Schrott zu fertigen. Mit diesen “Gerümpel-Skulpturen” setzte er den Beginn seiner “Materialaktionen”. 1962 ließ sich Otto Mühl mit Hermann Nitsch und Adolf Frohner drei Tage lang einmauern – die erste Aktionsveranstaltung. Das im Zuge dieser Aktion entstandene Manifest “Die Blutorgel” markiert den Beginn des Wiener Aktionismus. In den 1960er Jahren realisierte Mühl eine Vielzahl von Aktionen, die immer radikaler wurden und den traditionellen Kunstbegriff zertrümmern und die bürgerliche Gesellschaft attackieren wollten. Der Körper und seine Funktionen wurden das eigentliche „Material“. 1974 gründete Otto Mühl im Nordburgenland den Friedrichshof mit eigener Schule, Werkstätten und Landwirtschaft. In ihrer Blütezeit umfasste die Kommune am Friedrichshof und in 30 europäischen Stadtgruppen mehr als 600 Personen und verzeichnete auch erstaunliche wirtschaftliche Erfolge. Doch das soziale Experiment scheiterte – statt Freiheit gab es autoritären Führerkult, Missbrauch, sexuelle und emotionale Gewalt.
Während sein Kommunenprojekt dramatisch scheiterte, genießt Otto Mühl heute als Künstler hohe Anerkennung. Fast keine internationale Aktionismus-Ausstellung kommt ohne seine Werke aus, das Leopold-Museum widmete ihm 2010 eine große Retrospektive.